Bedeutung des Namens Genkel

Wir haben zwei Möglichkeiten der Deutung des Namens Genkel gefunden, die sich zwar weitgehend ausschließen, aber möglicherweise beide ihre Berechtigung haben. Daher werden hier beide Möglichkeiten erläutert.


1. Das Deutsche Namenlexikon * führt aus:

Genke, Genkel (ostd.-slaw.), auch Genike, = Jenke, Jenike = Johannes

Jenke, Jenkel (oft): ostd.-slaw. Kurzform zu Johannes, nebst Patronymikon Jenkner, auch im Ortsnamen wie Jenkau, Jenkewitz. Vgl. Jenco Pelca 1316 O/S. Jenko furman 1472 Görlitz

Johannes (griech.-lat. Form des hebr. Jochanán „Gott ist gnädig“): gemeint ist der Täufer (Matth. II, V. II); ihm wurden sämtliche Taufkapellen geweiht. Zahlreiche Kurzformen bezeugen, daß Johannes am Ende des Mittelalters der häufigste aller kirchlichen Taufnamen war.


2. Unter der Annahme, daß der Fluß und die Ortschaft Genkel originär sind, läßt sich folgende Namensdeutung * vornehmen:

Man kann mit Bestimmtheit feststellen, dass sich der Flußname aus einem Bestimmungswort und dem althochdeutschen Grundwort aha (= Fluß, Bach) zusammensetzt. Das Grundwort hat sich im süddeutschen Sprachraum als selbständiges Wort Ache erhalten und ist so noch im neuen Duden verzeichnet. Es kommt als Grundwort auch in den deutschen Flußnamen Brigach, Salzach und Fulda vor. Da das althochdeutsche aha weiblich ist, heißt es auch die Genkel. Gestützt wird diese Deutung durch die frühe Namensform Jenkila (entstanden aus Jenkil-aha).

Nach Ansicht von Heimatforschern ist das G im Anlaut des Namens Genkel ursprünglich und die Namensform Jenkila daraus als Dialektform abgeleitet. Auch wenn man Genkel schreibt, würde man doch nach den mindestens mehrere Jahrhunderte alten Sprachgewohnheiten im Bergischen Raum Jenkel sprechen. Die Veränderung des Hintergaumenlautes oder Velars g zu einem Reibelaut j oder ch ist in dieser Gegend eine allgemein im Dialekt zu beobachtende sprachliche Erscheinung.

Die Bestimmungsworte der meisten Orts- und Flußnamen sind aus Naturgegebenheiten abgeleitet und basieren in vielen Fällen auf Flurnamen, die oft sehr alt sind. Es kommt in der Nähe mehrfach der Flurname Auf dem Gähen vor. Damit ist eine steile, abschüssige Stelle im Gelände gemeint. Die Bezeichnung ist mit neuhochdeutsch jäh verwandt, das auf gleichbedeutend althochdeutsch gahi zurückgeht. Auch hierbei ist wieder derselbe Wechsel zwischen g und j zu beobachten wie im Namen Genkel. Der zweite Bestandteil des Wortes kann nur das Dialektwort Kuhle sein, das einfach Loch bedeutet, aber auch Stellen bezeichnet, an denen Eisenerz abgebaut wurde. Eine früher sehr ergiebige Eisenerzgrube in der Nähe von Genkel hieß beispielsweise Lollakuhle. Der Vokal u wird hier in unbetonter Stellung entsprechend einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit zu e abgeschwächt, so daß sich aus Gahinkuhla die Form Gehenkule, Genkul und schließlich Genkel ergibt.

Der Name Genkel bezeichnet hier offenbar eine steil abfallende Quellmulde, in der der gleichnamige Fluss entspringt.